August Schmidt
1764 – 1838
In der Nachtviole Grau
verschmelzen
Allgemach des Abends
Rosengluthen,
Schwebend im Gewässer, dessen
Fluthen
Sanfter sich an’s Muschelufer
wälzen.
Müde von dem Gartenfleiß; vom
Pelzen
Junger Apfelstämm’ und
Kirschenruten,
Ruh’ ich aus zur Seite meiner
Guten,
Im Boskett von
Haselnußgehölzen.
Nun, mein Liebchen, wider
Durst noch Hunger
Hohl’ uns keinen Cyper, keinen
Unger,
Aber Milch in meinem
Deckelglase:
Klapp’ ein Tischchen auf in
diesem Grase,
Daß wir fröhlich unsre
Heidelbeeren
Mit den lieben Kindern hier
verzehren.
August Schmidt
1764 – 1838
Wann dein Herz der Stadt
Verläumdung hechelt,
Wann der heimlichen Kabale
Smum*
Von der Zunge deines Neiders
röchelt,
Dort vergiftend deinen Ruf und
Ruhm:
Leb’ ich ohne Ruf und
Eigentum,
Ohne Feind und Neider,
angelächelt
Hier von Weib und Kind, im
Heiligthum
Der Natur, von ihrem Hauch
umfächelt.
Wann dein Spleen nach dem
Tarantelbiß
Eines Schwätzers, nicht bei
hundert Fiedeln
Glänzender Konzerte dich
verließ:
Lullt der Sprosser Flöte, die
hier siedeln,
Mir so leicht die kleinen
Grillen ein;
Und willst, ich soll ein
Städter sein?
* Smum, oder Sanum, der heiße Wind Arabiens.
August Schmidt Im
April 1800
1764 – 1838
Schon strahlet durch die
Lindenäste
Der Morgen roth und
sommerlich.
Mit Halmen trägt zum stillen
Neste
Im Schnabel schon die Taube
sich.
Das Eis am Dachgesimse schlich
Schon gestern mit dem letzten
Reste
Von Schnee davon: besucht ihr
mich
Nun wieder, liebe Giebelgäste?
Wenn bald wir nun, bei
Froschgesang,
An unsrer Hüttentür die Bank
Zum Plauderstündchen
niederklappen,
Und dürstend dann nach unserm
Blut,
Uns Mücken quälen: seid so
gut,
Sie ohn’ Erbarmen
wegzuschnappen.